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Der Prignitzer vom 20.08.2021

Neue Partner für den Historischen Lokschuppen

Eisenbahnmuseum Wittenberge

von Ronald Ufer

Der Historische Lokschuppen Wittenberge will mit neuen Partnern und Veranstaltungen neue Besuchergruppen ansprechen. Restauriert wird derzeit das wohl letzte erhaltene Fahrzeug der Prignitzer Kreisringbahn.

Wittenberge Die blaue Diesellok war für die meisten Besucher der Sommerdampftage im Historischen Lokschuppen nicht das interessanteste Exponat. Aber ein sehr wichtiges für Brandenburgs größtes Eisenbahnmuseum. Denn im Gegensatz zu den sonst gezeigten Fahrzeugveteranen steht es im täglichen Dienstbetrieb. Die Lok gehört zur Eisenbahngesellschaft Potsdam, dem Nachbarn des Lokschuppens.

„Wir pflegen eine gute Nachbarschaft zur Potsdamer Eisenbahngesellschaft und deshalb hat sie uns angeboten, für unsere Veranstaltung eine moderne Lokomotive zur Verfügung zu stellen“, erläutert Doris Müller, 1. Vorsitzende des Vereins Dampflokfreunde Salzwedel, die Brandenburgs größtes Eisenbahnmuseum betreiben.

Barocke Klänge im Lokschuppen

Die Eisenbahngesellschaft Potsdam ist aber längst nicht der einzige Partner, den sich die rund 70 Vereinsmitglieder gesucht haben, um ihre Einrichtung attraktiv zu halten, neue Besuchergruppen und Attraktionen zu erschließen. Am 12. September ab 17 Uhr gibt es dort die Veranstaltung „Der vergessene Stern". Im Rahmen der neuen Konzertreihe „Klanglandschaft Prignitz" ist dort eine Lesung aus Egon Friedells „Kulturgeschichte der Neuzeit" zu erleben.

Diese wird begleitet mit Musik von Lully, Händel, Bach und anderen Komponisten. Die barocken Klänge werden dargeboten von der „Wunderkammer“, einem vierköpfigen Ensemble für Alte Musik, das in Berlin gegründet wurde. „Dieses Konzert ist für uns eine neue Erfahrung. Wird es gut angenommen, könnte es weitere solcher Veranstaltungen geben, die uns vielleicht neue Besuchergruppen erschließen“, so Doris Müller.

Doch im Kern bleibt der Lokschuppen die Heimat historischer Eisenbahntechnik. Dafür wirkt er nun mit einem der wichtigsten deutschen Museen in diesem Bereich zusammen, dem Museum für Verkehr und Technik in Berlin. Von dort kam zur Restaurierung ein „Sorgenkind“ nach Wittenberge. Der Triebwagen-Beiwagen 190 851-6, Baujahr 1927, kam in einem beklagenswerten Zustand aus der Hauptstadt. Er war an verschiedenen Stellen durchgerostet, die Innenausstattung war verschlissen und zum Teil defekt, auch das Fahrwerk war nicht in bestem Zustand.

Veteran der Kreisringbahn

Die Deutsche Reichsbahn hatte vier dieser Fahrzeuge angeschafft. Beim im Lokschuppen stehenden Triebwagen wurde 1951 der Motor entfernt, er war danach nur noch als Beiwagen im Einsatz, rollte 1960 bis 1975 auf der Strecke der Prignitzer Kreisringbahn. Danach diente er einige Jahre in Berlin als Personal und Bauzugwagen bis er 1988 ins Depot des Technikmuseums kam.

Da die Abstellmöglichkeiten in der Monumentenhalle der Berliner Einrichtung ausgeschöpft waren, sich ein engerer Kontakt beider Museen entwickelte und das Prignitzer Konzept die Berliner überzeugte, kam der Beiwagen an die Elbe. Damit wurde nach Einschätzung des Vereins das vermutlich letzte existierende Fahrzeug der Kreisringbahn und damit ein wertvolles Stück Prignitzer Eisenbahngeschichte in die Region zurückgeholt. In den vergangenen Monaten hat sich daran schon einiges getan, vor allem der Rost wurde beseitigt.

Nur wenige Prignitzer Mitglieder

Aber auch an vielen anderen Museumsstücken war in den vergangenen Monaten einiges zu tun. So wurden an der mächtigen Dampflok 50 3570 4 Löcher im Aschkasten geschlossen, an der Dampflok Emma wurde vieles repariert, die Diesellok S 200 lackiert. „Es ist immer viel zu tun und nur wenige Vereinsmitglieder leben in Wittenberge“, erläutert Doris Müller, die selbst aus dem Raum Lüneburg kommt. „Da freuen wir uns über jedes neue Mitglied.“

Einer dieser Neuen ist Norbert Krap, der aus Waren (Müritz) kommt. „Ich war fast 49 Jahre bei der Bahn tätig“, erzählt er. „Und in den vergangenen Jahren kam ich mehrfach hier in den Historischen Lokschuppen zu Besuch. Es hat mir gefallen und da habe ich mir vorgenommen, wenn der Ruhestand kommt, mache ich mit.“ Im Frühjahr war nun die aktive Eisenbahnerzeit vorbei und seitdem bringt Norbert Krap sein Wissen und seine Fertigkeiten in die Vereinsarbeit ein.


Die Eisenbahngesellschaft Potsdam unterstützte die Sommerdampftage im Historischen Lokschuppen
Foto: Ronald Ufer


Noch viel zu tun am Beiwagen.
Foto: Ronald Ufer


Fahrzeuge: 50 3570-4, S 200 13, 190 851-6

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